Übersichtsartikel zum Thema Schlaf und Hauterkrankungen
Ich stelle Ihnen an dieser Stelle einen Übersichtsartikel aus dem International Journal of Molecular Sciences vor. Verfasst wurde er von Walia und Mehra aus dem Center for Sleep Disorders in Cleveland, Ohio. Er fasst verschiedene Studien zum Thema Schlafstörungen und dermatologische Erkrankungen zusammen. Das interdisziplinäre Feld der Schlafmedizin ist noch in den Kinderschuhen.
Viele Amerikaner (und sicher nicht wenige Europäer auch) leiden chronisch an Schlafstörungen, was Folgen für ihre Tagesfunktionalität und Gesundheit hat. So können Schlafstörungen weitreichende gesundheitliche Konsequenzen haben wie z.B. ein erhöhtes Risiko, wegen Übermüdung einen Verkehrsunfall zu verursachen, an einer chronischen Krankheit wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen, Depression oder sogar Krebs zu erkranken.
Das langfistige Ziel ist, das Wissen über den Bereich der Schlafstörungen zu erlangen, eine verbesserte Erkennung und verbessertes Bewusstsein für Schlafstörungen zu schaffen, sowie die Diagnostik und die Behandlung zu verbessern.
In dem Übersichtsartikel geht es zum Einen um die häufigsten Schlafstörungen und den Knotenpunkt mit dermatologischen Erkrankungen.
Schlafentzug
Zunächst ist zwischen dem „Nicht schlafen können“ oder dem „nicht erholsamen Schlaf“ oder dem „Nicht schlafen gehen wollen“ zu unterscheiden. Viele Amerikaner schlafen weniger als 6 Stunden täglich. Etwa ein Drittel bekommt nicht ausreichend Schlaf. Dies hat Konsequenzen für die Produktivität oder die Aufmerksamkeit und Sicherheit im Straßenverkehr. Aber auch andere Erkrankungen können die Folge sein wie Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen, Hunger oder Appetit auf süße und fette Snacks. Übergewicht ist manchmal eine indirekte Folge der Schlafstörungen.
Die Amerikanische Akademie für Schlafmedizin empfiehlt täglich mehr als 7 Stunden Schlaf. Diese Angabe berücksichtigt jedoch nicht die Qualität, die Regelmäßigkeit oder die genauen Zeiten.
Arten von Schlafstörungen:
Schlaflosigkeit (Insomnia)
Schlaflosigkeit beinhaltet Einschlafprobleme, das Aufwachen in der Nacht oder die schlechte Schlafqualität trotz guter Rahmenbedingungen. Diese Schlafstörung ist altersabhängig und betrifft eher Frauen. Häufig tritt Schlaflosigkeit bei gleichzeitigen psychischen Erkrankungen auf.
Man unterscheidet zwischen chronischer und kurzzeitiger Schlafstörung. Bei der kurzzeitigen Insomnia ist häufig ein Stressor die Ursache. Sie dauert weniger als 3 Monate.
Insomnia beeinträchtigt das familiäre, soziale und akademische Leben. Betroffene sind tagsüber müde, ängstlich und depressiv. Werden die Schlafstörungen durch den Arzt nicht richtig erkannt, greifen die Betroffenen möglicherweise zu selbst verordneten Schlafmitteln oder versuchen, die Schlaflosigkeit mit Alkohol zu behandeln.
Die Behandlung ohne Medikamente ist erfolgreich: Sie setzt bei den Schlafgewohnheiten an: Wann sind die Schlaf-Wachphasen im Alltag und am Wochenende? Gibt es Tagschlaf? Wie viel Koffein wird konsumiert?
Die Therapie bedeutet dann z.B. „Schlaferziehung“, kognitive Therapie und Entspannungstechniken. So soll zum Beispiel der Tagschlaf und der Koffein-Genuss 4-6 Stunden vor dem Schlafengehen vermieden werden.
Störung des zirkadianen Rhythmus
Bei vielen Menschen stimmt der eigene Wach-Schlaf-Rhythmus nicht mit dem erforderlichen Timing überein. Beim verzögerten Schlafphasensyndrom (häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen oder nach Verlust der Arbeitsstelle) ist die Schlafphase nach hinten verschoben. Beim vorverlagerten Schlafphasensyndrom schlafen die Betroffenen bereits 2-3 Stunden vor ihrer erforderlichen Schlafenszeit ein.
Die „Schichtarbeiter-Schlafstörung“ ist eine spezielle Form der Tagesrhythmusstörung.
Als Therapien werden in der Studie Licht-Monotherapien und Melatonin-Gaben genannt.
Obstruktive Schlafapnoe
Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) kommt es im Schlaf mehrfach zum Kollaps des Rachenraums. Die Folge ist die Störung des Schlafs durch die Atemaussetzer, bei denen auch die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Die Betroffenen sind tagsüber müde und büßen an Lebensqualität ein.
Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Mit steigendem Alter ist die obstruktive Schlafapnoe häufiger. Ein weiterer Risikofaktor ist ein hoher BMI.
Die obstruktive Schlafapnoe wird mit einem Continuous Positive Airway Pressure (CPAP) behandelt.
Dermatologische Erkrankungen und die Auswirkungen auf den Schlaf
Ekzeme und Psoriasis
Patienten mit atopischer Dermatitis, ob erwachsen oder Kind, leiden besonders nachts unter dem Juckreiz. In allen Schlafphasen ist der Juckreiz präsent und beeinflusst die Schlafqualität.
Ebenso verhindern die Symptome der Psoriasis den erholsamen Schlaf.
Studien zeigen, dass bei Psoriasispatienten der Schlafmangel mit einem erhöhten Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen einhergeht. Auch wurde im Vergleich zu Menschen ohne Psoriasis häufiger eine obstruktive Schlafapnoe beobachtet.
Schlaf und Hautalterung
Menschen mit Schlafentzug haben laut einer schwedischen Studie häufiger hängende Augenlider, geschwollene Augen, herabhängende Mundwinkel. Sie sehen älter aus. Schlechter Schlaf und eine Schlafdauer von weniger als 5 Stunden wurden mit Anzeichen verstärkter Hautalterung und verminderter Funktion der Hautbarriere in Verbindung gebracht.
In einer Studie zur Therapie bei obstruktiver Schlafapnoe durch Continuous Positive Airway Pressure wirkten therapierte Patienten jugendlicher und attraktiver. Die Rötung der Augenregion und der Wangen war messbar reduziert.
Hautkrebs
In einer Studie mit 56 Patienten, die ein kutanes Malignes Melanom und eine obstruktive Schlafapnoe hatten, waren der „apnea hypopnea index“ und der Sauerstoffmangel mit größerem Tumorwachstum assoziiert. Es wird ein Zusammenhang zwischen Sauerstoff-Unterversorgung des Tumors und der Neubildung von Blutgefäßen vermutet.
Schlussfolgerungen
Viele Schlafstörungen haben Auswirkungen auf die Gesundheit. Viele dieser Störungen werden nicht richtig erkannt. Mit dem bisher erlangten Wissen über das Ausmaß von Schlafstörungen kratzen wir noch an der Oberfläche.